Samstag, 17. September 2016

Jara Schröder berichtet von ihrem Einsatz in Chaurjahari


Mit einem der ältesten Flugzeuge Nepals flog ich zusammen mit drei weiteren
Passagieren von Kathmandu nach Chaurjahari /Rukum. Nach einem turbulenten Flug, mit einer dennoch sicheren Landung, ging es zu Fuß weiter durch die trockene aber wunderschöne Berglandschaft in Richtung des Krankenhauses, mein Arbeitsplatz für die nächsten vier Wochen. 
Herzlich wurde ich von den Mitarbeitern empfangen und mit der Lokalität vertraut gemacht. Noch am Tag der Ankunft assistierte ich, unter der Aufsicht von Dr. Kaleb, bis spät in die Nacht bei der Notoperation einer Magenperforation im Op-Saal. 
Bei der Operation
 Während meiner ersten Woche herrschte viel Trubel im Krankenhaus. Da es einen hohen Andrang an Patienten gab, wurde die Bibliothek des Krankenhauses als weiterer Schlafsaal umfunktioniert, um allen Patienten Platz zu gewähren. Die Ambulanz und der Op-Saal liefen auf Hochtouren. Jeden Abend wurde gemeinsam mit dem Team zu Abend gegessen, gebetet und musiziert, anschließend ging es zur Abendvisite noch einmal ins Krankenhaus. Nachts wurden zusätzlich eintreffende Notfälle behandelt.
Kind mit Schnittwunde
Noch in der ersten Woche brachen wir zu einem Ausflug in ein entferntes Bergdorf auf, mit dem Anspruch, dort die Menschen medizinisch zu versorgen. Ein  australisches Team von Public-Health Mitarbeitern, die für ein paar Tage nach Chaurjahari gereist waren, begleiteten uns, sowie die Krankenpflegerinnen und Paramedics aus dem Krankenhaus und 2 Ärzte. Mit dem Bus ging es ein paar Stunden quer durchs Land, anschließend stand ein Fußmarsch von etwa 4 Stunden an, um alle Hilfsgüter und Medikamente in das Bergdorf hochzutragen.
Viele Menschen kommen aus dem Umland, um sich im Medical-Camp behandeln zu lassen.

Die Arbeit in Nepal hat sehr viel Spaß gemacht. Zwar gab es hin und wieder ein paar Verständigungsprobleme, da ich nur ein paar Brocken Nepali verstehen kann, aber der 15-jährige Sohn Ashish des organisatorischen Leiters des Krankenhauses unterstütze mich tatkräftig, indem er alles auf Englisch übersetze, sodass ich den Ärzten bei der Versorgung gut helfen konnte. Es war toll mit anzusehen, was das Team leisten konnte und wie dankbar die Bevölkerung für die Behandlungen war.
Nach der ersten Woche im Krankenhaus spielte sich langsam der Alltag für mich ein. Jeder Morgen wird mit einer kleinen Morgenandacht begonnen, man singt und betet gemeinsam und bespricht anschießend die Patientenfälle mit dem gesamten Team. Die Paramedics werden in der anschließenden Visite von Dr. Kaleb geprüft und viel Wissen wird vermittelt. Es wird für jeden Patienten ausreichend Zeit eingeplant, um den genauen Therapieplan im Team zu besprechen. 

Dr. Kaleb bei der Visite

Anschließend werden einige Patienten zu gezielteren Nachuntersuchungen in die Ambulanz und das Labor des Krankenhauses gebeten, um Sono, Blutabnahmen und weitere Untersuchungen durchzuführen. Oft begleiten eine Vielzahl Angehöriger die Patienten in das Krankenhaus und kümmern sich um die Verpflegung. Für bedürftige Patienten stellt das Krankenhaus jedoch Reis zur Verfügung, ebenso wie für Kranke, die tagelange Fußmärsche absolvieren mussten und keine eigene Verpflegung mitbringen konnten.
 
Patienten auf dem Heimweg

Trotz der limitierten Möglichkeiten bemühen sich alle Mitarbeiter sehr um eine
bestmögliche Versorgung der Patienten. Da viele der Patienten häufig über einen längeren Zeitraum im Krankenhaus verweilen müssen, bis sie völlig genesen sind, baut man schnell ein enges und persönliches Verhältnis zu ihnen und den Angehörigen auf. Ein sehr schöner Aspekt, den ich vorher aus den Krankenhäusern in Europa noch nicht in dem Maße kennengelernt habe.
Operation

Das Krankenhaus ist durchgehend mit Personal besetzt. An Samstagen werden jedoch nur Notoperationen- und Untersuchungen durchgeführt. Wenn wir im Team dann ein paar freie Stunden hatten, sind wir morgens gemeinsam in die Kirche gegangen, anschließend wurde gekocht und zu Mittag gegessen, während wir nachmittags in der Regel gemeinsam zum Schwimmen runter an den Fluss gegangen sind. Da im Umkreis des Krankenhauses niemand Strom und fließend Wasser beziehen kann, tragen die Frauen das Wasser vom Fluss den Berg hinauf. Um den Menschen den Alltag ein wenig zu erleichtern pumpt das Krankenhaus einmal in der Woche Wasser aus dem Fluss und stellt dies für alle Personen des Dorfes zur Verfügung. Es ist ein riesen Spektakel mit anzusehen, wie viele Leute zum Krankenhaus pilgern, um das Wasser zu holen. 
 
Unten am Fluss wird gefischt.

Um den steigenden Andrang an Patienten zu bewältigen wurde ein provisorischer, neuer Schlafsaal geplant. Dafür wurden Steine geliefert und in jeder freien Minute wurden Steine getragen und zurecht geschlagen, um den Bau voran zu bringen. Meist hat sich die ganze Krankenhaus-Gemeinschaft in einer Schlange aufgestellt und die Steine durchgereicht, was den Teamgeist förderte und immer eine Menge Spaß gemacht hat.
Ein neuer Schlafsaal entsteht.
 
Mich hat es sehr beeindruckt zu sehen, was für eine tolle Dynamik und Zusammenhalt im Krankenhaus herrscht und mit welcher Bereitwilligkeit jeder hilft wo immer er kann. Ich wurde sehr gut im Team aufgenommen. Die Menschen waren außerordentlich bemüht, mir viel von der nepalesischen Kultur, von dem Land und den Abläufen im Krankenhaus zu zeigen.
Die Arbeit, die dort das gesamte Krankenhaus leistet, ist bewundernswert. Nach 4,5 Wochen war meine Zeit im Krankenhaus leider schon um und es ging mit dem Bus wieder zurück nach Kathmandu. Mir sind in Chaurjahari alle sehr ans Herz gewachsen und ich hoffe sehr, das Team dort bald wieder ein wenig unterstützen zu können.