Mit einem der ältesten Flugzeuge
Nepals flog ich zusammen mit drei weiteren
Passagieren von Kathmandu nach
Chaurjahari /Rukum. Nach einem turbulenten Flug, mit einer dennoch sicheren Landung,
ging es zu Fuß weiter durch die trockene aber wunderschöne Berglandschaft in
Richtung des Krankenhauses, mein Arbeitsplatz für die nächsten vier Wochen.
Herzlich wurde ich von den
Mitarbeitern empfangen und mit der Lokalität vertraut gemacht. Noch am Tag der
Ankunft assistierte ich, unter der Aufsicht von Dr. Kaleb, bis spät in die Nacht
bei der Notoperation einer Magenperforation im Op-Saal.
|
Bei der Operation |
Während meiner ersten Woche
herrschte viel Trubel im Krankenhaus. Da es einen hohen Andrang an Patienten
gab, wurde die Bibliothek des Krankenhauses als weiterer Schlafsaal
umfunktioniert, um allen Patienten Platz zu gewähren. Die Ambulanz und der Op-Saal liefen
auf Hochtouren. Jeden Abend wurde gemeinsam mit dem Team zu Abend gegessen,
gebetet und musiziert, anschließend ging es zur Abendvisite noch einmal ins
Krankenhaus. Nachts wurden zusätzlich eintreffende Notfälle behandelt.
|
Kind mit Schnittwunde |
Noch in der ersten Woche brachen
wir zu einem Ausflug in ein entferntes Bergdorf auf, mit dem Anspruch, dort die
Menschen medizinisch zu versorgen. Ein australisches
Team von Public-Health Mitarbeitern, die für ein paar Tage nach Chaurjahari
gereist waren, begleiteten uns, sowie die Krankenpflegerinnen und Paramedics
aus dem Krankenhaus und 2 Ärzte. Mit dem Bus ging es ein paar Stunden quer
durchs Land, anschließend stand ein Fußmarsch von etwa 4 Stunden an, um alle
Hilfsgüter und Medikamente in das Bergdorf hochzutragen.
|
Viele Menschen kommen aus dem Umland, um sich im Medical-Camp behandeln zu lassen. |
Die Arbeit in Nepal hat sehr viel
Spaß gemacht. Zwar gab es hin und wieder ein paar Verständigungsprobleme, da ich nur
ein paar Brocken Nepali verstehen kann, aber der 15-jährige Sohn Ashish des
organisatorischen Leiters des Krankenhauses unterstütze mich tatkräftig, indem
er alles auf Englisch übersetze, sodass ich den Ärzten bei der Versorgung gut
helfen konnte. Es war toll mit anzusehen, was das Team leisten konnte und wie
dankbar die Bevölkerung für die Behandlungen war.
Nach der ersten Woche im
Krankenhaus spielte sich langsam der Alltag für mich ein. Jeder Morgen wird mit einer
kleinen Morgenandacht begonnen, man singt und betet gemeinsam und bespricht
anschießend die Patientenfälle mit dem gesamten Team. Die Paramedics werden in der
anschließenden Visite von Dr. Kaleb geprüft und viel Wissen wird vermittelt. Es wird
für jeden Patienten ausreichend Zeit eingeplant, um den genauen Therapieplan im
Team zu besprechen.
|
Dr. Kaleb bei der Visite |
Anschließend werden einige Patienten zu gezielteren
Nachuntersuchungen in die Ambulanz und das Labor des Krankenhauses gebeten, um
Sono, Blutabnahmen und weitere Untersuchungen durchzuführen. Oft begleiten eine
Vielzahl Angehöriger die Patienten in das Krankenhaus und kümmern sich um die
Verpflegung. Für bedürftige Patienten stellt das Krankenhaus jedoch Reis zur Verfügung,
ebenso wie für Kranke, die tagelange Fußmärsche absolvieren mussten und keine
eigene Verpflegung mitbringen konnten.
|
Patienten auf dem Heimweg |
Trotz der limitierten
Möglichkeiten bemühen sich alle Mitarbeiter sehr um eine
bestmögliche Versorgung der
Patienten. Da viele der Patienten häufig über einen längeren Zeitraum im
Krankenhaus verweilen müssen, bis sie völlig genesen sind, baut man schnell ein
enges und persönliches Verhältnis zu ihnen und den Angehörigen auf. Ein sehr
schöner Aspekt, den ich vorher aus den Krankenhäusern in Europa noch nicht in
dem Maße kennengelernt habe.
|
Operation |
Das Krankenhaus ist durchgehend
mit Personal besetzt. An Samstagen werden jedoch nur Notoperationen- und
Untersuchungen durchgeführt. Wenn wir im Team dann ein paar freie Stunden
hatten, sind wir morgens gemeinsam in die Kirche gegangen, anschließend wurde
gekocht und zu Mittag gegessen, während wir nachmittags in der Regel gemeinsam zum
Schwimmen runter an den Fluss gegangen sind. Da im Umkreis des Krankenhauses
niemand Strom und fließend Wasser beziehen kann, tragen die Frauen das Wasser
vom Fluss den Berg hinauf. Um den Menschen den Alltag ein wenig zu erleichtern
pumpt das Krankenhaus einmal in der Woche Wasser aus dem Fluss und stellt dies
für alle Personen des Dorfes zur Verfügung. Es ist ein riesen Spektakel mit
anzusehen, wie viele Leute zum Krankenhaus pilgern, um das Wasser zu holen.
|
Unten am Fluss wird gefischt. |
Um
den steigenden Andrang an Patienten zu bewältigen wurde ein provisorischer,
neuer Schlafsaal geplant. Dafür wurden Steine geliefert und in jeder freien
Minute wurden Steine getragen und zurecht geschlagen, um den Bau voran zu
bringen. Meist hat sich die ganze Krankenhaus-Gemeinschaft in einer Schlange
aufgestellt und die Steine durchgereicht, was den Teamgeist förderte und immer
eine Menge Spaß gemacht hat.
|
Ein neuer Schlafsaal entsteht. |
Mich hat es sehr beeindruckt zu
sehen, was für eine tolle Dynamik und Zusammenhalt im Krankenhaus herrscht und
mit welcher Bereitwilligkeit jeder hilft wo immer er kann. Ich wurde sehr gut
im Team aufgenommen. Die Menschen waren außerordentlich bemüht, mir viel von
der nepalesischen Kultur, von dem Land und den Abläufen im Krankenhaus zu zeigen.
Die Arbeit, die dort das gesamte
Krankenhaus leistet, ist bewundernswert. Nach 4,5 Wochen war meine Zeit im
Krankenhaus leider schon um und es ging mit dem Bus wieder zurück nach
Kathmandu. Mir sind in Chaurjahari alle sehr ans Herz gewachsen und ich hoffe
sehr, das Team dort bald wieder ein wenig unterstützen zu können.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen